Besonders in Herbst und Winter neigen Pferde zu angelaufenen Beinen.
Ist das unbedenklich oder musst du als Pferdebesitzer handeln?
„Angelaufene Beine“ weisen oft auf ein Lymphödem im Frühstadium hin. Beim Lymphödem sammelt sich als Folge einer Insuffizienz (Funktionsschwäche) der Lymphgefäße Lymphflüssigkeit im Interstitium (zwischen den Zellen). Bestimmt kennst du gleich ein paar Pferde, die schonmal angelaufene Beine hatten – aber warum ist das so?
Das Pferd besitzt eine besondere Neigung zu Lymphödemen, denn es weist im Vergleich zu Menschen oder anderen Haustieren Besonderheiten im System auf: es hat beispielsweise keine ausgeprägte Hypodermis (Unterhaut) und die Muskelwandpumpe seiner Lymphgefäße ist vergleichsweise schwach ausgeprägt.
Allerdings verfügt das Pferd über eine große Menge an Lymphflüssigkeit. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass der Lymphtransport unter diesen Umständen Probleme bereiten kann, wenn die Lymphflüssigkeit aus den Gliedmaßen des Pferdes weiter transportiert werden muss.
Oft sind die Hintergliedmaße stärker von einer Stauuung der Lymphe betroffen, weil sie weiter entfernt von der Einmündung des Lymphdrainageweges in den Venenwinkel sind. Du siehst demnach öfter angelaufene Hinterbeine als Vorderbeine.
Mithilfe folgender Maßnahmen kannst du dein Pferd bei angelaufenen Beinen unterstützen:
Um den Lymphtransport sicher zu stellen braucht dein Pferd ausreichend Bewegung. Längere Stehphasen, die nicht medizinisch notwendig sind, solltest du für dein Pferd vermeiden. Unterbrich Boxenhaltung regelmäßig von Bewegungsphasen, denn durch Bewegung stärkst du Muskelwand der Lymphgefäße und die Kollektoren, in denen sich die Lymphe sammelt. So wird der notwendige Druck zum Transport der Lymphe aufrecht erhalten.
Weiterhin kannst du die Muskelwand der des Lymphsystems mithilfe einer Lymphdrainage stärken. Durch spezielle Massagetechniken entstaust du die Gefäße, sowie das Unterhaut-Bindegewebe und regst die Gefäßwandpumpe der Kollektoren an, damit die Lymphe wieder besser fließen kann. Wenn du wissen möchtest, wie du einfache Handgriffe zur Lymphdrainage selbst anwenden kannst, sieh dir hier mein Video an: https://www.powerpferd.de/
Ein spezieller Kompressionsstrumpf bewirkt einen leichten Druck auf die Gefäße und verhindert dadurch Einlagerungen im Gewebe. Aber Vorsicht: herkömmliche elastische Bandagen oder Stallbandagen stören oftmals das Lymphgefäßsystem in seiner Arbeit, komprimieren Blutgefäße und schädigen durch zu starken Druck das Lymphgefäßsystem.
Hat dein Pferd geschwollene Beine, kann das auch auf eine Phlegmone hinweisen. Meist sind die geschwollenen Bereiche einer Phlegmone heiß, das Pferd hat Schmerzen und teilweise Fieber. Das Allgemeinbefinden ist sichtbar gestört. Bei Verdacht auf eine Phlegmone musst du unbedingt den Tierarzt rufen.
Fütterungsfehler können zu angelaufenen Beinen führen, wenn sie die Darmflora deines Pferdes aus dem Gleichgewicht bringen. Es entstehen Substanzen, die den gesamten Stoffwechsel belasten und somit zum Anschwellen der Beine führen.
Wenn du bei deinem Pferd angelaufene Bein feststellst, solltest du die Fütterung überprüfen und folgende Faktoren vermeiden:
Beachtest du angelaufene Beine nicht, können sich fibrotische Veränderungen bilden. Es entsteht narbiges Gewebe, welches die Funktion des Bindegewebes einschränkt. Ist erstmal eine Fibrose entstanden, ist es sehr schwer, das Gewebe wieder zu regenerieren.
Handle also gleich, wenn dein Pferd angelaufene Beine hat, um dem Lymphstau mit den beschriebenen Maßnahmen entgegenzuwirken. So hast du die Schwellung sicher bald im Griff und es entstehen keine Folgeschäden für dein Pferd 🙂
Sandra Löckener